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Nitella capillaris (Krock.) J. Groves & Bull.-Webst.

Nitella capillaris (Krock.) J. Groves & Bull.-Webst.

Haarfeine Glanzleuchteralge

Zusammenfassung

Artbeschreibung

Pflanze mittelgross, 10 - 25 cm, gelegentlich grösser, dünn und zierlich, gelbgrün glänzend, Gametangien mit dickem Schleim umhüllt, Sprossachse und Äste zuweilen ringartig verkalkt. Sprossachse: 0,45 - 0,7 (0,9) mm im Durchmesser. Internodien: 3 - 4 cm lang, 1- bis 2mal länger als die Quirläste. Rinde: fehlend. Stacheln: fehlend. Stipularen: keine. Astquirle: gewöhnlich 6 - 9 Äste pro Quirl, dimorph: ausgebreitete Äste tragen nur wenige Gametangien, andere auf den Seitensprossen dichte, in Schleim gehüllte Knäuel. Äste: jeder Ast einmal in 2 - 4 (5) Strahlen geteilt, mit einzelligem Endstrahl. Die wenig fertilen Äste ausserhalb der Köpfchen sind 2 - 4 cm lang, ausgestreckt und diffus verteilt. Dagegen sind die viele Gametangien tragenden Äste in den Köpfchen nur 0,2 - 0,4 mm lang, zu Knäueln verdichtet und mit Schleim umhüllt. Diözisch, sehr fertil. Gametangien: eingehüllt in dickem Schleim (der sich nach einer gewissen Zeit abbaut), an den Astgabelungen und an der Basis von Astquirlen, häufig gestielt. Antheridien: einzeln, gelb-orange, Durchmesser 0,5 - 1,0 mm. Oogonien: einzeln oder gruppiert, 0,4 - 0,6 mm lang, 0,4 - 0,5 mm breit. Oosporen: dunkelbraun bis schwarz, dorsoventral abgeplattet, 0,28 - 0,62 mm lang, 0,28 - 0,49 mm breit, 5 - 6 (8) breit geflügelte Rippen, Aussenmembran körnig bis fein warzig (unter dem Mikroskop). Bulbillen: fehlend.

Phänologie

Einjährige Pflanze, die typischerweise im Frühjahr erscheint. Sie bildet bereits im April - Mai Oosporen und ist im Juni - Juli wieder verschwunden. In der Mittelmeerregion beendet sie ihren Zyklus noch früher, da sie in ihrer Entwicklung an niedrige Temperaturen angepasst ist. Sie wächst bei 10 °C und vermehrt sich bereits bei 15 °C. Als flüchtig auftretende Pionierpflanze erscheint sie nur dann, wenn die ökologischen und die klimatischen Bedingungen im Jahresverlauf günstig sind.

Verwechslungsmöglichkeiten

Nitella capillaris gehört zu den Nitella-Arten mit einzelligen Astendstrahlen (Anarthrodactylae). Im sterilen Zustand ist sie von N. opaca, N. syncarpa und N. flexilis kaum zu unterscheiden. Als früh im Jahr erscheinende Pflanze könnte N. capillaris mit der ebenfalls im Frühjahr auftretenden N. opaca verwechselt werden, diese hat jedoch keine Gametangien mit Schleimhüllen. Auch kann sie mit Nitella syncarpa verwechselt werden, ebenfalls eine Nitella-Art mit Schleimhüllen aus dieser Gruppe, der sie früher als Varietät (Nitella syncarpa var. capitata) zugeordnet wurde. Gegenüber N. syncarpa unterscheidet sie sich eindeutig durch die Phänologie (Frühjahr gegenüber Sommer - Herbst bei N. syncarpa) und durch ihre ökologischen Ansprüche (N. capillaris ist an kalkarme Gewässer gebunden). Überdies wächst N. capillaris kleiner und buschiger und ihre Äste sind häufig geteilt (bei N. syncarpa sind die Äste wenig geteilt). Deutliche Unterschiede finden sich auch in der Morphologie der Oosporen.

Standort und Verbreitung in der Schweiz

Die letzten Beobachtungen von Nitella capillaris stammen aus dem 19. Jahrhundert. Sie kam früher an zwei Lokalitäten des Mittellandes vor: im Zürichsee und in einem Fischteich bei Roggwil (BE). Sie wird auch in einem Werk von 1881 erwähnt (J. Müller: Die Genfer Armleuchteralgen) mit Vorkommen in Mooren oberhalb von Crevin (Haute-Savoie) sowie in ruhigen flachen Buchten des Genfersees nahe der Versoix-Mündung GE) und im Hafen von Morges (VD).

Allemeine Verbreitung

Hauptverbreitung in (West-) Europa und Nordafrika.

Status

Status IUCN

 Regional ausgestorben

Nationale Priorität

 2 - Hohe nationale Priorität

Internationale Verantwortung

 1 - Gering

Erhalten/Fördern

Gefährdungen


Habitatverlust
Hohe Wassertemperaturen
Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensräumen
Gewässereutrophierung
Wissenslücken
Endgültiges Verschwinden

Verbreitungskarte

Einfach

Vor gewähltem Stichjahr
Nach gewähltem Stichjahr
Vor und nach Stichjahr

Erweitert

Farbe der Symbole
Validierte Fundmeldungen
Noch nicht validierte Fundmeldungen
Meldungen aus Atlas Welten & Sutter (1982) und Nachträge (1984, 1994), seither nicht bestätigt
Form der Symbole
Vor gewähltem Stichjahr
Nach gewähltem Stichjahr
Indigen (einheimisch)
Wiederangesiedelt
Eingeführt / Verwilder / Subspontan
Unsicher / Fraglich

Anzahl Fundmeldungen

Weniger als gewähltem Schwellenwert
Mehr als (oder gleich) gewähltem Schwellenwert

Standort und Verbreitung in der Schweiz

Die letzten Beobachtungen von Nitella capillaris stammen aus dem 19. Jahrhundert. Sie kam früher an zwei Lokalitäten des Mittellandes vor: im Zürichsee und in einem Fischteich bei Roggwil (BE). Sie wird auch in einem Werk von 1881 erwähnt (J. Müller: Die Genfer Armleuchteralgen) mit Vorkommen in Mooren oberhalb von Crevin (Haute-Savoie) sowie in ruhigen flachen Buchten des Genfersees nahe der Versoix-Mündung GE) und im Hafen von Morges (VD).

Ökologie

Nitella capillaris ist in temporären und permanenten Feuchtgebieten heimisch. Sie besiedelt Flachwasserzonen (0,5 < Wassertiefe < 2 m) in oligo - mesotrophen Gewässern mit kühlem (5 - 14°C), schwach saurem bis neutralem (pH = 6,5 - 7,8) Wasser. Als Pionierpflanze bevorzugt sie bewuchsarme Böden aus mineralischem Substrat mit sandig-schluffigen Anteilen oder organisches Substrat reich an Ton und Schluff. Sie schliesst ihren Entwicklungszyklus vor anderen konkurrenzstärkeren Makrophyten ab und verschwindet bereits gegen Ende des Frühlings.

Lebensraum

Milieux Phytosuisse (© Prunier et al. 2017)

Charakterart I.1.1.1.2 - Nitelletum capillaris

Lebensraum © Delarze & al. 2015

KEINE ANGABE

Abhängigkeit vom Wasser

Flüsse 0 - unbedeutend, keine Bindung.
Ruhiges Wasser 2 - Schwerpunktlebensraum
Grundwasser 0 - unbedeutend, keine Bindung.

Nomenklatur

Gültiger Name (Checklist 2017)

Nitella capillaris (Krock.) J. Groves & Bull.-Webst

Volksname

Deutscher Name :

Haarfeine Glanzleuchteralge

Nom français :

--

Nome italiano :

--

Status

Indigenat

Indigen

Liste der gefährdeten Pflanzen IUCN (© Walter & Gillett 1997) : Nein

Status Rote Liste national 2012

Status IUCN:

 Regional ausgestorben

Regional ausgestorben

Zusätzliche Informationen

Kriterien IUCN: --

Status Rote Liste regional 2019

Biogeografische Regionen Status Kriterien IUCN
  • Legende
    EXweltweit ausgestorben (Extinct)
    REregional beziehungsweise in der Schweiz ausgestorben (Regionally Extinct)
    CR(PE)verschollen, vermutlich in der Schweiz ausgestorben (Critically Endangered, Probably Extinct)
    CRvom Aussterben bedroht (Critically Endangered)
    ENstark gefährdet (Endangered)
    VUverletzlich (Vulnerable)
    NTpotenziell gefährdet (Near Threatened)
    LCnicht gefährdet (Least Concern)
    DDungenügende Datengrundlage (Data Deficient)
    NEnicht beurteilt (Not Evaluated)
    NAnicht anwendbar (Not Applicable)

Status nationale Priorität/Verantwortung

Nationale Priorität 2 - Hohe nationale Priorität
Massnahmenbedarf 2 - Klarer Massnahmebedarf
Internationale Verantwortung 1 - Gering
Überwachung Bestände 99 - (aktuell) nicht beurteilbar

Schutzstatus

Kein internationaler, nationaler oder kantonaler Schutz
  • Disclaimer
    InfoFlora übernimmt die Angaben über geschützte Arten mit grösstmöglicher Sorgfalt aus den jeweiligen kantonalen Gesetzestexten. Vielfach konnten aber die in Gesetzestexten aufgeführten Pflanzennamen nicht ohne taxonomische oder nomenklatorische Interpretation übernommen werden. Die genaue Bedeutung der Kategorien „vollständig geschützt“ und „teilweise geschützt“ ist je nach Kanton unterschiedlich.

    InfoFlora kann die Korrektheit und Vollständigkeit der Angaben zum Schutzstatus nicht garantieren. Im Zweifelsfall verweisen wir auf die Gesetzestexte in den jeweiligen Kantonen.

Erhalten/Fördern

Gefährdungen und Massnahmen

Habitatverlust


Kleine flache Stillgewässer anlegen (Teiche, Tümpel und Wassergräben).
Vorzugsweise neue Lebensräume in der Nähe von altbekannten Fundorten anlegen, ansonsten unweit von Fliessgewässern, in ehemaligen oder aktuellen Moorgebieten.

Hohe Wassertemperaturen


Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensräumen


Wiederherstellen einer natürlichen Dynamik mit mehr Gewässerraum, wodurch Pionierstandorte in Auengebieten geschaffen werden.
Falls eine natürliche Dynamik fehlt, dann ist ein periodisches Bereitstellen von Pionierflächen notwendig. Die Massnahmen müssen -gestaffelt in Raum und Zeit- nach dem Rotationsprinzip vorgenommen werden.

Gewässereutrophierung


Die physikalisch-chemische Wasserqualität in den besiedelten Gewässern erhalten. Nährstoffarme bis mässig nährstoffreiche Gewässer (oligo- bis mesotrophe Verhältnisse) sind für alle Characeen vorteilhaft.
Anlage von breiten Pufferzonen um Kleingewässer zur Begrenzung diffuser Nährstoffeinträge.

Wissenslücken


Mehr Wissen über die Verbreitung und die Ökologie der Art in Erfahrung bringen.
Bereits ab März Tümpel, Weiher, Kleinseen und Sümpfe absuchen, besonders neu angelegte Gewässer, um mögliche neue Vorkommen in der Schweiz zu entdecken.

Endgültiges Verschwinden


Wiederansiedelung der Art in neu geschaffenen Gewässern, möglichst nahe an alten Fundorten.
Dabei auf die europäische Samenbank (mit Sedimenten aus bekannten Wuchsorten) zurückgreifen.