Mit wem ist Lolium rigidum verwandt?
Der Steife Lolch (Lolium rigidum) ist sehr eng verwandt mit dem Italienischen Raygras (Lolium multiflorum), dem wohl global am häufigsten angesäten Futtergras überhaupt. Weltweit wirtschaftlich ebenfalls sehr wichtig, ist auch ein anderer bei uns heimischer und sehr häufiger Lolch: Lolium perenne. Durch seine hohe Tritt- Schnitt- und Beweidungsresistenz ist Lolium perenne als Weideart aber auch für Park- und Sportrasen (Fussballplätze) kaum ersetzbar.
Warum ist Lolium rigidum eine vorrangige CWR Art?
Das Habitat von Lolium rigidum sind die trockenwarmen Ruderalfluren (Onopordion) welche durch allzu häufiges Säubern (inklusive Herbizideinsatz) von Brachen und Wegrändern sehr selten geworden sind und als bedroht gelten. Zusätzlich bedroht wird der Steife Lolch dadurch, dass er bei Landwirt:innen unbeliebt ist und bekämpft wird, weil er oft als Getreidebegleiter mit starkem Unkrautcharakter auftritt. So gilt die Art gemäss der roten Liste als verletzlich. Vom Flachs-Lolch Lolium remotum, einer Schwesternart mit ähnlichen Standortanspüchen, wird sogar vermutet, dass er schon ausgestorben ist. Damit es für Lolium rigidum nicht gleich endet, wurde die Art als vorrangige CWR-Art ausgewählt.
Exkursionstipp: ein wildes Raygras in Montana Village
Gräser haben es oftmals schwer, unsere Gunst zu erlangen und so geht es auch dem Steifen Lolch (Lolium rigidium), welcher auch unter dem deutschen Namen Steifes Raygras bekannt ist. In der Schweiz ist dieser Verwandte des weitum angesäten Italienischen Raygras (Lolium multiflorum) nur selten anzutreffen, wenn sie einmal da ist, dann aber meist in grossen Mengen. Bei Bewirtschaftern von extensiven Ackerkulturen ist der steife Lolch deshalb nicht gerne gesehen, denn er kann sich schnell als lästiges Ackerunkraut ausbreiten und dann das Getreide konkurrenzieren. Da er fast nur in Äckern ohne Pestizideinsatz vorkommt, kann er so zur Problempflanze werden. Setzt man zur Bekämpfung Herbizide ein, so vernichtet man die schöne Ackerbegleitflora – wenn nichts gemacht wird, so breitet sich der Steife Lolch oft zu stark aus. Dennoch ist er wertvoll und als enge wilde Verwandte der wichtigsten Futtergräser von grosser Bedeutung. Ihn zu finden ist nicht ganz einfach – mit unserer CWR-Wanderung findet man ihn aber leicht und gelangt so in ein buntes Ackerbegleiter-Paradies.
Mit dem Postauto fahren wir nach Montana, village. Von dort geht es zunächst zum Weiler Cliavin, wo eine kleine Stichstrasse in die extensiven Äcker führt. Hier duellieren sich im Juni Kornblumen (Centaurea cynaus) mit Sommer-Blutströpfchen (Adonis aestivalis) und vielen weiteren, bunten Ackerbegleitern. So verführerisch diese Farbenpracht ist: Bleiben Sie stets auf dem Weg! Die Bewirtschafter:innen sind auf die Ernte angewiesen und nichts ist ärgerlicher als übermotivierte Fotograf:Innen, welche die Ernte zerstören! Besonders am Wegrand finden sich auch immer wieder grössere Bestände des Steifen Raygras. Zum Bestimmen nimmt man am besten die Finger oder Lippen zur Hilfe. Das Steife Raygras unterscheidet sich vom sehr ähnlich ausschauenden Englischen Raygras (Lolium perenne) durch die sehr raue Ährenachse. Meist ist der Stängel im oberen Teil auch auffallend rau. Wer sich in der Bestimmung ganz sicher sein will, benutzt am besten den Schlüssel im in der Exkursionsflora. Da der Weg auf die bunten Ackerterrassen eine Sackgasse ist, kehren wir dann wieder auf den Wanderweg zurück. Durch herrlich schattige Eichenwäldchen und entlang von fröhlich gluckernden Bächen geht es dann entweder bis zur Busstation Chermignon – die etwas sportlicheren können auch durch eine vielfältige Weinberglandschaft bis nach Sierre/Siders weiterwandern und unterwegs noch etliche spannende CWR Arten entdecken.