Kleine bis mittelgrosse Pflanze von 5 - 30 (40) cm Wuchshöhe, mit Kalk mehr oder weniger inkrustiert, grün, stark verästelt. Fertile Astquirle köpfchenartig eingerollt und verwoben, was den oberen Sprossteilen ein haariges Aussehen gibt. Sprossachse : 0,3 - 1 mm dick. Internodien : lang und geschmeidig, oft gekrümmt. Rinde : ohne. Stacheln : keine. Äste : 6 - 8 pro Quirl, dimorph: untere Astquirle steril mit langen, locker verteilten Ästen (1 - 5 cm), obere Astquirle fertil mit dicht ansetzenden, kurzen Ästen (0,2 - 1 cm), ab erstem Glied 1(2)-mal geteilt in 2 - 4(5) Seitenstrahlen. Endglied der Äste vorn stumpf abgerundet und kürzer als die vorangehenden Glieder. Stipularen: keine. Brakteen : keine. Monözisch, sehr fertil. Gametangien : männliche und weibliche Anlagen gemeinsam an der ersten Astverzweigung, weibliche noch an der Quirlbasis. An jedem Ast 1 - 2(3) Antheridien in Begleitung von 2 - 4 (6) Oogonien. Antheridien: mit blossem Auge schlecht erkennbar (0,2 - 0,4 mm). Oosporen : gelblich braun, 0,2 - 0,4 mm hoch und 0,2 - 0,3 mm breit, mit 7 - 9 spiraligen Rippen. Bulbillen : keine.
Phänologie
Die Art ist im Wesentlichen einjährig, monözisch und sehr fertil. Sie erscheint im Flachwasser sehr frühzeitig im Jahr, fruchtet ab Februar. Ihre Oosporen reifen bis Frühsommer und der Spross verschwindet nach Abschluss des Zyklus (im Juli). In grösseren Wassertiefen oder in höheren Lagen, also an kälteren Standorten, verlängert sich ihr Lebenszyklus
Verwechslungsmöglichkeiten
Tolypella glomerata ist hinsichtlich ihrer Wuchshöhe und ihrer mehr oder weniger dichten Astknäuel sehr vielgestaltig. Sie kann mit T. intricata verwechselt werden, die jedoch seit 1880 in der Schweiz nicht mehr nachgewiesen wurde. Sie unterscheidet sich von dieser durch die stumpf abgerundeten Endglieder der Äste (spitz bei T. intricata) und durch ihren weniger robusten, eher zerbrechlichen Habitus (< 1mm gegenüber 1 ̶ 2 mm).
Standort und Verbreitung in der Schweiz
In der Schweiz kommt sie hauptsächlich in Seen und Weihern von Auengebieten vor. Ihre Verbreitung ist auf den Jura und der Nordalpenflanke begrenzt, Höhenstufen: 400‐1000 m (koll.-mont.). In jüngster Zeit wurde sie an über ein Dutzend Standorten festgestellt: Walensee, Lac de Joux, Thunersee, Brienzersee, Sarnensee, Vierwaldstättersee und Bodensee sowie in Kleingewässern nah der Rhone (Moulin de Vert, Teppes de Verbois). Nach langer Abwesenheit im Genfersee konnte sie kürzlich wieder nachgewiesen werden: vor dem Olympischen Museum von Lausanne (2013) und in der Bucht von Morges (2017).
Allemeine Verbreitung
Subkosmopolitisch: Europa, Australien, Amerika, Asien, Afrika.
In Europa: vor allem am Atlantik und westlichem Mittelmeerraum.
(Landolt & al. 2010)
.
Verbreitungskarte
Letzte Datenaktualisierung:
Nomenklatur
Volksname
Deutscher Name:
Knäuel-Armleuchteralge
Nom français:
--
Nome italiano:
--
Übereinstimmung mit anderen Referenzwerke
Relation
Nom
Referenzwerke
No
= Taxon stimmt mit akzeptiertem Taxon überein (Checklist 2017) < Taxon ist im akzeptierten Taxon (Checklist 2017) enthalten > Taxon enthält (neben anderen) auch das akzeptierte Taxon (Checklist 2017)
Status
Status Rote Liste national 2012
Status IUCN: Stark gefährdet
Zusätzliche Informationen
Kriterien IUCN:--
Legende
EX
weltweit ausgestorben (Extinct)
RE
regional beziehungsweise in der Schweiz ausgestorben (Regionally Extinct)
CR(PE)
verschollen, vermutlich in der Schweiz ausgestorben (Critically Endangered, Probably Extinct)
CR
vom Aussterben bedroht (Critically Endangered)
EN
stark gefährdet (Endangered)
VU
verletzlich (Vulnerable)
NT
potenziell gefährdet (Near Threatened)
LC
nicht gefährdet (Least Concern)
Liste der gefährdeten Pflanzen IUCN (Walter & Gillett 1997)
Nein
Status nationale Priorität/Verantwortung
Nationale Priorität
3 - Mittlere nationale Priorität
Massnahmenbedarf
1 - Möglicher (unsicherer) Massnahmebedarf
Internationale Verantwortung
1 - Gering
Überwachung Bestände
1 - Überwachung ist eventuell nötig
Schutzstatus
International (Berner Konvention)
Nein
Kantonal
--
Schweiz
--
Ökologie
In oligotrophem bis mesotrophem, neutralem bis basischem Wasser (pH = 7 - 8,5) mit mittlerem bis sehr hohem Kalziumgehalt (Ca > 50 mg/l) von permanenten oder temporären Stillgewässern auf sandig-lehmigem oder lehmig-tonigem Substrat. In Wassertiefen zwischen 0,2 und 6 m von permanent oder temporär gefüllten Stillgewässern.
fettDominante Art, welche das Aussehen des Lebensraumes mitprägt Charakterart Weniger strikt an den Lebensraum gebundene Art
Ökologische Zeigerwerte nach Landolt & al. (2010)
Bodenfaktoren
Salztoleranz
Klimafaktoren
Feuchtezahl F
--
Lichtzahl L
--
Salzzeichen
--
Reaktionszahl R
--
Temperaturzahl T
--
Nährstoffzahl N
--
Kontinentalitätszahl K
--
Legende zu den Zeigerwerten
Feuchtezahl F
1
sehr trocken
1+
trocken
2
mässig trocken
2+
frisch
3
mässig feucht
3+
feucht
4
sehr feucht
4+
nass
5
überschwemmt, bzw. unter Wasser
^
im Bereich von fliessendem Bodenwasser
U
in der Regel im Wasser untergetaucht
V
mit untergetauchten und schwimmenden Organen
w
Feuchtigkeit mässig wechselnd (± 1-2 Stufen)
w+
Feuchtigkeit stark wechselnd (mehr als ± 2 Stufen)
Reaktionszahl R
1
stark sauer (pH 2.5-5.5)
2
sauer (pH 3.5-6.5)
3
schwach sauer bis neutral (pH 4.5-7.5)
4
neutral bis basisch (pH 5.5-8.5)
5
basisch (pH 6.5->8.5)
Nährstoffzahl N
1
sehr nährstoffarm
2
nährstoffarm
3
mässig nährstoffarm bis mässig nährstoffreich
4
nährstoffreich
5
sehr nährstoffreich bis überdüngt
Salztoleranz
1
salztolerant
3
salzabhängig
Lichtzahl L
1
sehr schattig
2
schattig
3
halbschattig
4
hell
5
sehr hell
Temperaturzahl T
1
alpin und nival (von der Baumgrenze bis zur Schneegrenze)
1+
unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin (Arven-Lärchenwälder)
2
subalpin (Fichtenwälder ohne Buchen bis zur Obergrenze der Fichte)
2+
unter-subalpin und ober-montan
3
montan (Wälder mit Buche, Weisstanne, in den Zentralalpen mit Waldföhre)
3+
unter-montan und ober-kollin
4
kollin (Laubmischwälder mit Eichen)
4+
warm-kollin
5
sehr warm-kollin (nur an wärmsten Stellen, Hauptverbreitung in Südeuropa)
Kontinentalitätszahl K
1
ozeanisch (sehr hohe Luftfeuchtigkeit, sehr geringe Temperaturschwankungen, milde Winter)
2
subozeanisch (hohe Luftfeuchtigkeit, geringe Temperaturschwankungen, eher milde Winter)
3
subozeanisch bis subkontinental (mittlere Luftfeuchtigkeit, mässige Temperaturschwankungen und mässig tiefe Wintertemperaturen)
4
subkontinental (niedrige relative Luftfeuchtigkeit, grosse Temperaturschwankungen, eher kalte Winter)
5
kontinental (sehr niedrige Luftfeuchtigkeit, sehr grosse Temperaturschwankungen, kalte Winter)
Mesures
Gefährdungen
Fördermassnahmen
Habitatverlust
Stillgewässer in Auengebieten anlegen.
Kiesgruben nach Aufgabe der Nutzung erhalten.
Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensräumen
Eine natürliche Gewässerdynamik wiederherstellen, die Pionierlebensräume generiert und dafür mehr Raum bereitstellen.
Gewässereutrophierung
Für oligotrophe Verhältnisse (der Stillgewässer und Zuflüsse) sorgen. Die Nährstoffkonzentration auf einem oligo- bis mesotrophen Niveau halten.
Im Uferbereich breite Pufferstreifen mit Sumpf- und Gebüschzonen, Hecken- und Waldstreifen usw. erhalten.
Verhindern, dass grosse Nährstofffrachten über Oberflächenabflüsse, Drainagen usw., ins Gewässer gelangen.
Sowohl im Einzugsgebiet als auch in der unmittelbaren Umgebung des Gewässers eine extensive Bewirtschaftung mit den Instrumenten der Landwirtschaftspolitik fördern.
Wissenslücken
Die Entwicklung bekannter Bestände überwachen und mehr ökologisches Wissen über die Art in Erfahrung bringen, insbesondere über ihre Vermehrung und deren Abhängigkeit von der Temperatur und der Austrocknung.