Zusammenfassung
Artbeschreibung
Sehr robuste Pflanze, 20 - 100 (200) cm gross, stachelig aussehend, zumindest im oberen Sprossteil, graugrün, meist stark mit Kalk inkrustiert. Sprossachse : 0,5 - 1,5 mm im Durchmesser. Internodien : 1 - 7 (10) cm, 1- bis 4(5)mal länger als die Quirläste. Rinde: gleichmässig berindet, diplostich, aulacanth bis isostich. Stacheln : mit blossem Auge sichtbar, in sehr unterschiedlichen Dichten und Längen je nach Individuum, aber besonders dicht in den oberen Internodien. In Gruppen zu 2 - 3 stehend und 0,25 - 1 mm lang, manchmal länger als der Sprossdurchmesser. Stipularen : in zwei Reihen, ebenfalls gut entwickelt (bis 1 mm Länge), fein zugespitzt. Astquirle : 8 - 11 Äste pro Quirl. Äste : 5 (- 7) cm lang, gerade oder gegen die Sprossachse gebogen und an den unteren Quirlen manchmal gewunden; jeder Ast aus 6 - 8 (8) Gliedern mit 1 - 3 unberindeten Endgliedern. Monözisch, sehr fertil. Gametangien : männliche und weibliche zusammen an den ersten 1 - 4 (5) Astknoten. Blättchen : ventrale so lang oder länger als das Oogonium, dorsale kürzer. Antheridien : einzeln, klein, orange, Durchmesser 0,25 - 0,7 mm. Oogonien : einzeln, gross, 1 - 1,35 mm lang, 0,6 - 0,85 mm breit. Oosporen : schwarz, eiförmig, 0,7 - 0,9 mm lang, 0,45 - 0,65 mm breit, 12 - 14 wenig ausgeprägte Rippen; verkalkt zu Gyrogoniten. Bulbillen : an den Knoten, häufig.
Phänologie
Chara hispida gehört in Europa zu den grössten Chara-Arten. Sie ist mehrjährig und vermehrt sich meist vegetativ. Die unteren Teile des Sprosses bleiben ganzjährig erhalten; darauf entwickeln sich im Frühling (März - April) Jungsprosse. Der Höhepunkt der Fertilität ist bereits im Juni - Juli erreicht und endet normalerweise im Laufe des Septembers. Wenn anfang August die Mehrzahl der Oosporen ausgereift sind, baut sich der Spross langsam von unten ab, bei gleichzeitiger Bildung von neuen Sprossen aus den oberen Sprossknoten (klonale Vermehrung). Der Alterungsprozess im Oktober verlangsamt das Nachwachsen und C. hispida überdauert den Winter in dichten kurzen Rasen.
Verwechslungsmöglichkeiten
Chara hispida gehört zu einer sehr polymorphen Taxagruppe (Chara hispida aggr.) mit sehr undeutlichen morphologischen Unterscheidungsmerkmalen gegenüber Chara intermedia und Chara polyacantha, von denen sie auch genetisch kaum zu unterscheiden ist. Gewöhnlich ist sie typischerweise an ihrer aulacanthen Berindung erkennbar, was aber wegfällt, wenn isostiche Exemplare vorliegen. Sehr stachelige Formen stehen der Chara polyacantha näher, die Formen mit kaum sichtbaren Stacheln eher der Chara intermedia. Die Taxonomie dieser drei Arten ist noch nicht geklärt; es ist durchaus möglich, dass es sich um standortabhängige Formen ein und derselben Art handelt. Chara subspinosa (= C. rudis), eine andere Süsswasserart aus dieser polymorphen Gruppe, wurde nicht als Element der Schweizer Flora übernommen. In küstennahen Ländern Europas sind zwei weitere Arten des Aggregats beschrieben, Chara baltica und Chara horrida. Beide leben ausschliesslich in Brackwasser und haben daher in der Schweiz keine natürlichen Vorkommen
Standort und Verbreitung in der Schweiz
Chara hispida war früher vor allem in den Tälern der Linth, der Thur, der Aare (Belp, Alte Aare), der Rhone (Chablais) und des Rheins (GR) verbreitet. Heute kommt sie noch in diesem Verbreitungsgebiet vor, ist aber im Mittelland seltener geworden. Aktuelle Funde belegen Vorkommen hauptsächlich in Auengebieten der Zentralalpen: im Rhone- (VS) und Rheintal (GR) sowie im Lac de Joux im Jura.
Allemeine Verbreitung
Eurasien und Nordafrika.
(Landolt & al. 2010)
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Gefährdungen und Massnahmen
Habitatverlust
Stillgewässer erhalten oder weitere potentielle Wuchsorte in Auengebieten (in Verbindung mit Grundwasser) anlegen.Hohe Wassertemperaturen
Mangel an Dynamik in aquatischen Lebensräumen
Eine natürliche Gewässerdynamik wiederherstellen, die die selbständige Entstehung von Pionierlebensräumen ermöglicht und dafür mehr Raum bereitstellen.
Abschnittsweise Vegetation entfernen und Substrat freilegen, wenn komplett verlandet und überwachsen.Gewässereutrophierung
Die Nährstoffkonzentration auf einem mesotrophen Niveau halten, aber eine Eutrophierung vermeiden.
Im Uferbereich breite Pufferstreifen mit Verlandungs- und Gebüschzonen, Hecken- und Waldstreifen usw. erhalten.
Verhindern, dass grosse Nährstofffrachten über Oberflächenabflüsse, Drainagen usw., ins Gewässer gelangen.
Sowohl im Einzugsgebiet als auch in der unmittelbaren Umgebung des Gewässers eine extensive Bewirtschaftung mit den Instrumenten der Landwirtschaftspolitik fördern.
Wissenslücken
Die Entwicklung bekannter Bestände überwachen und die Kenntnisse über die Ökologie der Art und die standörtlichen Unterschiede vertiefen.