Mit wem ist Malus sylvestris verwandt?
Malus sylvestris gehört zu den Ahninnen unseres Kulturapfels Malus pumila. Ursprünglich wurde der Kulturapfel aus der zentralasiatischen Art Malus sieversii gezüchtet. Durch den Handel über die Seidenstrasse kam der ursprüngliche Kulturapfel dann in Kontakt mit verschiedenen anderen wilden Apfelarten. So haben auch Malus baccata aus Sibirien, Malus orientalis aus dem Kaukasus und eben der Holzapfel (Malus sylvestris) aus Europa ihren genetischen Beitrag an die heutigen Kulturapfelsorten geleistet. Diese wiederum tragen laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) jährlich über 90 Millionen Tonnen Früchte zur Ernährung der Menschheit bei.
Warum ist Malus sylvestris eine vorrangige CWR Art?
Das Habitat vom Holzapfel sind die warmen offenen Wälder, Hecken, Waldränder und Auenwälder der kollinen und montanen Stufe (z.B. Berberidion). Durch die verbreitete Bewirtschaftung der Wälder mit standortfremden Arten (Fichten), die Regulierung der Flüsse und fehlende Hecken durch die intensivierte Landwirtschaft ist ihr Habitat rar geworden. So gilt die Art als «potenziell gefährdet». Hinzu kommt, dass der Holzapfel zu den «unter-gemeldeten» Arten gehört. Vermutlich haben viele Angst, die Art mit verwilderten Kulturapfelbäumen zu verwechseln. So schwierig ist die Unterscheidung aber nicht, wenn man weiss worauf zu achten ist: Die Blätter des Wildapfels sind unterseits +/- kahl, die Äste und der Stamm haben dornenähnliche Kurztriebe und die Früchte sind klein (2 - 3 cm). Beim Kulturapfel sind die Blätter unterseits filzig, die Zweige dornenlos und die Früchte groß (> 5 cm). Aufgrund der potenziellen Gefährdung, der unzureichend bekannten aktuellen Verbreitung und aufgrund der Relevanz für die menschliche Ernährung wurde Malus sylvestris als vorrangige CWR-Art ausgewählt.
Exkursionstipp für den August: Wilder Apfel in der Weissenau
Im August hält man sich gerne am Wasser auf – ideal für einen Ausflug an den schönen Thunersee. Für diese Exkursion nehmen wir also mit: Sonnenhut, Badehose, Mückenspray und ein paar frische Äpfel. Bei der sommerlichen Exkursion in die Weissenau wollen wir auf die Jagd nach den Urahnen von Gravensteiner & Co machen. Am oberen Ende des Thunersees befindet sich ein ausgedehntes Naturschutzgebiet, das sowohl botanisch Interessierte als auch Vogelbeobachterinnen anzieht. Auf dem Weg von Interlaken West zum Neuhaus wandert man unter uralten Bäumen, flaniert am Wasser, geniesst die Aussicht von der alten Ruine und findet mit etwas Glück auch hier und dort einen Holzapfelbaum (Malus sylvestris). Die Art ist nicht ganz einfach anzusprechen. Der Kenner achtet auf die dornenähnlichen Kurztriebe, auf die Blätter mit dem fein gezähnten Rand (die Blattneven sind oberseits eingesenkt, unterseits mit hervorstehend), den Blattstiel (meist etwas kürzer als die Spreite) und am besten natürlich auf die Früchte: Holzäpfel sind meist sehr klein (bis 3 cm lang) und sehr sauer – der Bisstest ist oft hilfreich, wenn auch nicht sehr angenehm. Falls der saure, astringierende Geschmack nicht weggeht, kann man sich spätestens im Neuhaus mit Glacé Abhilfe schaffen.