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Netzwerk Nanocyperion

Was ist ein Nanocyperion ?

Beim Nanocyperion handelt es sich – wie der deutsche Name Einjährige Schlammflur bereits vermuten lässt – um einen sehr dynamischen und ephemeren Lebensraum. Er gehört zu den Wechselfeuchten Pionierfluren, das sind Gemeinschaften, die aus einjährigen Pflanzen bestehen. Diese finden sich auf Ufersedimenten und Schlammböden, auf denen sich keine ausdauernde Vegetation entwickeln kann, da sie einen Teil des Jahres unter Wasser stehen. Natürlicherweise sorgen Wasserstandsschwankungen dafür, dass sich in diesem - oft von einjährigen Binsen und Sauergräsern dominierten - Lebensraum auch wenig konkurrenzstarke Pflanzen ausbreiten können. Wenn diese Schwankungen fehlen, können regelmässige Störungen den Effekt simulieren.

Ein seltener aber typischer Anblick: Nanocyperion in Saint-Marcel, Dombes, Frankreich (© Adrian Möhl)

Die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften des Nanocyperions kann variieren, charakteristisch sind aber die Kröten-Binse (Juncus bufonius), sowie das Gelbliche Zypergras (Cyperus flavescens) und das Schwarzbraune Zypergras (Cyperus fuscus). Gefunden werden kann hier auch das Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum) oder der Durchwachsene Bitterling (Blackstonia perfoliata). Viele der typischen Arten bilden Samenbanken, die jahrelang im durchnässten Boden überdauern und dabei keimfähig bleiben können.

Ökologie und Gefährdungen

Die Einjährige Schlammflur findet sich nur in den tiefen Lagen der Schweiz und somit in den vom Menschen am stärksten beeinflussten Gebieten. Man begegnet ihr vor allem im Sommer auf trockengefallenen Ufern stehender und fliessender Gewässer, in lehmigen Fahrspuren oder auch an Sumpfstellen in Äckern. 

Die Gesellschaften erscheinen häufig in kleinflächigen Fragmenten und oft in Kontakt mit dem Bidention, der Mehrjährigen Schlammflur. Die beiden Verbände unterscheiden sich bezüglich Fruchtbarkeit ihres besiedelten Bodens sowie in der Länge ihrer Vegetationsperiode. Ähnliche Standortansprüche wie diese Wechselfeuchten Pionierfluren hat auch die Strandlingsgesellschaft (Littorellion). Diese Artengemeinschaft besiedelt Flachufer in den schwankenden Wasserständen von Seen. Sie benötigt nährstoffarme Substrate und regelmässige Überschwemmungen, die sie von der Konkurrenz von Röhrichten befreien. 

Während Schlammfluren früher weit verbreitet waren, so sind sie heute selten geworden. Zum einen fehlt die Dynamik der Gewässer, zum anderen sind Sekundärstandorte wie etwa unversiegelte Strassen stark im Rückgang. Mit der fehlenden Flussdynamik entstehen kaum noch neue Standorte während bereits bestehende Standorte durch intensive Bewirtschaftung oder Zuschütten flüchtiger Wasserstellen bedroht sind. 

Das Nanocyperion ist in der Schweiz nur schlecht geschützt. Nur 37 % der Fläche befindet sich in geschützten SmaragdGebieten oder in einem Bundesinventar. Mit wenigen Ausnahmen sind alle im Nanocyperion vorkommenden Arten selten. Gemäss der Roten Liste der Gefässpflanzen (BAFU, 2016), in der das Nanocyperion dem Lebensraumbereich der Moore zugewiesen ist, sind 84 % der 42 typischerweise in diesem Lebensraum vorkommenden Arten gefährdet, davon sind 16 Arten vom Aussterben bedroht (BAFU, 2016). Es handelt sich hier um einen in der Schweiz stark gefährdeten Lebensraum.

 

Die Dynamik erhalten, aber wie?

Wenn die Dynamik wie sie zum Beispiel von unverbauten Flussläufen oder sanft abfallende Ufer entsteht, nicht erhalten werden kann, sind für den Unterhalt dieser Lebensräume zum Teil kreative Ansätze gefragt.

In Feuchtbiotopen zum Beispiel, empfiehlt sich eine kurze und intensive Beweidung im Frühjahr (Etzweide) bis auf ein Drittel der Vegetation. Zudem sollte die Beweidung durch verschiedene (schwere) Tierarten wie Kühe und Pferde, Wasserbüffel, Schweine oder Ziegen stattfinden. Das Hinterlassen von stellenweise starken Trittschäden sowie Trampelpfaden ist durchaus erwünscht da dies den Pioniercharakter verstärkt.

Auch um einer neuen Besiedelung an geeigneten lokalen Standorten auf die Sprünge zu helfen können Massnahmen ergriffen werden: mit Abtragen von einer Erdschicht in einem (ehemaligen) Nanocyperion und Ausbringen dieses Materials an einem neuen Standort können Erfolge erzielt werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, Standorte ohne RL-Arten mit Pferdeäpfeln aus den im Herbst beweideten Nanocyperion-Flächen zu «impfen».

Die Möglichkeiten zur Förderung dieses Lebensraumes sind mindestens so vielfältig wie seine Bedrohungen. Sie möchten Sich inspirieren lassen? Untenstehend finden Sie eine Übersicht aktueller Nanocyperion-Projekte.

Das Nanocyperion in der Praxis

Auf der unten abgebildeten Karte sehen Sie eine Übersicht von Projekte im Zusammenhang mit der Erhaltung dieses Lebensraums. Klicken Sie auf die Punkte um weitere Infos zu erhalten.

Sie engagieren sich ebenfalls für das Nanocyperion und möchten Ihre Erfahrungen hier mit anderen teilen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an nanocyperion@infoflora.ch.

Netzwerk Nanocyperion

Zur Förderung und zum Austausch der Erfahrungen zu Schlammfluren wurde das Netzwerk Nanocyperion gegründet, ein loser Bund von Personen die sich für das Nanocyperion und dessen Erhalt interessieren und einsetzen. Im Rahmen dieses Netzwerkes werden in unregelmässigen Abständen Workshops, Exkursionen und weitere Möglichkeiten zum Austausch angeboten.

Sie möchten dem Netzwerk Nanocyperion beitreten?
Schreiben Sie uns eine E-Mail an nanocyperion@infoflora.ch.

Vergangene Workshops

En mars 2022, InfoFlora a organisé un premier atelier sur le Nanocyperion au Jardin botanique de Berne. Les discussions ont porté sur la protection des espèces et sur l'habitat dans son ensemble. L'atelier était particulièrement centré sur la pratique et la promotion de l'échange entre les différents acteurs impliqués. Il a également été le point de départ d'une meilleure protection et promotion de cet habitat fortement menacé.

Nous remercions tous les intervenants et les participants pour les échanges passionnants et animés. Vous trouverez ici-dessous les diapositives des présentations au format PDF.