Anbau und Erhaltung gefährdeter Wildpflanzen ausserhalb ihres natürlichen Lebensraumes (ex situ) sind eine Möglichkeit das Aussterben von Arten zu verhindern. Je nach Situationen können ex situ vermehrte Arten wieder in natürlichen Lebensräumen angesiedelt werden. Dieses Vorgehen soll aber keinesfalls als Ersatz für Massnahmen zum Schutz bestehender Populationen in der Natur (in situ) betrachtet werden. In situ-Massnahmen, ex situ-Erhaltung und Ansiedlungen* ergänzen sich aber oftmals.
Die Global Strategy for Plant Conservation, GSPC, welche die Schweiz über die Biodiversitätskonvention oder Convention on Biological Diversity, CBD, ratifiziert hat verlangt ausserdem, dass 75% der gefährdeten Arten ex situ erhalten werden, und dass 20% davon für Ansiedlungen zur Verfügung stehen.
Unterstützt durch diese gesetzlichen Anforderungen und bedingt durch den Zustand der Arten in situ, werden auch in der Schweiz seit einigen Jahren die ex situ-Erhaltung und Ansiedlung gefährdeter Wildpflanzen in natürliche Habitate vermehrt angewendet.
Die folgenden Empfehlungen enthalten praktische Tipps zum Sammeln von Samen in den bestehenden Populationen, zur ex situ-Erhaltung und zur Ansiedlung gefährdeter einheimischer Wildpflanzen in der Schweiz. Sie stützen sich auf die IUCN Guidelines, auf die gesetzlichen Vorgaben in der Schweiz, auf die Schlussfolgerungen einer in Bern durchgeführten Tagung im 2015, auf Literaturhinweise und auf praktische Erfahrungen.
An der Erarbeitung der Empfehlungen beteiligten sich insbesondere Experten des Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern sowie von Info Flora.
*Ansiedlung: im Sammelbegriff "Ansiedlung" sind enthalten Verstärkungen von bestehenden Populationen, Wieder-ansiedlungen von Populationen innerhalb des historischen Verbreitungsgebietes und Neu-Ansiedlungen ausserhalb des historischen Verbreitungsgebietes.
Das wichtigste in Kürze:
Ziel:
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Saatgut von Wildpflanzen kann zu verschiedenen Zwecken gesammelt werden:
In den vorliegenden Empfehlungen geht es um das Sammeln von Samen oder Pflanzenmaterial zur ex situ-Erhaltung und zur Ansiedlung gefährdeter Wildpflanzen. Dabei soll das Ziel verfolgt werden den Genpool jeder besammelten Population gut zu repräsentieren.
Bevor gesammelt wird müssen geeignete Bestände / Populationen ausgesucht werden. Die Standortbedingungen der ausgesuchten Bestände sind genau beschrieben und die Verteilung der zu besammelnden Individuen ist bekannt. Eine vorgehende Besichtigung ist also sehr wichtig – auch zur genauen Bestimmung der Art.
Bevor gesammelt wird braucht man alle nötigen Bewilligungen, sicher von der kantonalen Naturschutzfachstelle, welche auch das Bundesamt für Umwelt informiert, und vom eventuellen Landbesitzer. Weitere Bewilligungen können nötig sein. Ausserdem ist es zentral, dass sich die verschiedenen Erhalter, meist die botanischen Gärten, koordinieren. Info Flora übernimmt die Angaben zum ex situ-Material und zu Ansiedlungen in ihre Datenbank.
Das gesammelte Material soll den Genpool einer Population möglichst gut repräsentieren. Um dies zu erreichen müssen verschiedene Faktoren eingehalten werden. Sehr umfangreiche Informationen findet man auf der Website von Ensconet, dem European Native Seed Conservation Network, insbesondere
Anweisungen zur Sammlung von Samen an Wildpflanzen
Die Empfehlungen zum Sammeln kurz zusammengefasst:
Für die ex situ Erhaltung der Samen in einer Samenbank oder im botanischen Garten
Sammlungen sind selten perfekt, in jedem Fall soll man alles daran tun um die genetische Variabilität einer Population möglichst vollständig zu wiederspiegeln. Und, genauso wichtig ist die genaue Beschreibung der ökologischen Bedingungen am Sammelstandort. |
Für eine Langzeiterhaltung ist die Einlagerung in Samenbanken sicher die kostengünstigste Methode.
Das Conservatoire et Jardin Botaniques de la ville de Genève betreibt eine Samenbank, welche Pflanzensamen unter optimalen Bedingungen auf lange Zeit sichert. Die Samen werden mit der Technik der Kryokonservation erhalten. Für jede Akzession werden zwei Muster eingelagert – eines steht eventuellen Forschungs- oder Ansiedlungsprojekten zur Verfügung, das zweite dient der Langzeiterhaltung. Risiken liegen insbesondere darin, dass die Arten von eventuellen Klimaänderungen ausgeschlossen sind und damit der natürlichen Evolution entgehen.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Conservatoire et Jardin Botaniques de la Ville de Genève.
Die Erhaltung in Botanischen Gärten ist eine weitere Möglichkeit der ex situ-Erhaltung. Auch hier müssen verschiedene Parameter eingehalten werden, damit Risiken wie Selektion oder Hybridisierung vermieden werden können. Die Empfehlungen dazu sind im kommenden Kapitel beschrieben.
Das Wichtigste in Kürze:
Ziel:
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Wird eine Akzession einer Wildpflanze in einem Garten kultiviert oder in einer Samenbank eingelagert, so spricht man von ex situ-Erhaltung. Das erhaltene Material von jeder besammelten Population stammt ursprünglich von mehreren Individuen, und es soll so gut wie möglich die genetische Vielfalt der besagten Population repräsentieren. Die Herkunft des Materials ist bekannt und beschrieben.
In der Regel ist das Ziel einer ex situ-Erhaltung das lokale, regionale oder globale Aussterben einer Art zu verhindern. Ist die anschliessende Ansiedlung einer gefährdeten Art geplant, so ist es meist notwendig das gesammelte Pflanzenmaterial ex situ zu vermehren. Sowohl bei der ex situ-Erhaltung als auch bei der ex situ-Vermehrung von Pflanzenmaterial können verschiedene Risiken auftreten.
Genetische Drift : Kleine Populationen können auf Grund externer Faktoren einen Teil ihrer Erbfaktoren verlieren, damit geht die genetische Vielfalt innerhalb der Population verloren, die Pflanzen verlieren an Fitness und Anpassungsfähigkeit.
Inzucht und Inzuchtdepression : Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich nah verwandte Pflanzen immer wieder miteinander kreuzen, was wiederrum die genetische Vielfalt verringert.
Zur Vorbeugung genetischer Drift und Inzucht sollte man möglichst viele Individuen bzw. Samen vieler Individuen einer Population in Kultur nehmen. Nach verschiedenen Literaturangaben wäre es ideal eine Populationsgrösse von 500-5'000 Individuen zu erhalten.
Bis jetzt werden in der Schweiz (zumindest nach unseren Kenntnissen) Akzessionen erhalten, das heisst Material ein und derselben Population wird getrennt von anderen Populationen (Akzessionen) der gleichen Art erhalten. Stammt aber das Ausgangsmaterial aus kleinen, nicht sehr vitalen Populationen, dann ist der Verdacht auf genetische Drift und Inzucht sehr gross. In diesen Fällen muss man sich gut überlegen ob es nicht sinnvoll wäre Pflanzenmaterial aus mehreren benachbarten Populationen, welche immer ein ähnliches Habitat aufweisen, auch in den ex situ-Anlagen (Gartenbeet) zu mischen. Die Risiken der genetischen Drift und Inzucht können durch eine Vermischung von Populationen aus ähnlichen ökologischen Bedingungen verringern.
Bei der Vermischung von entfernten Populationen besteht jedoch die Gefahr einer Übertragung unangepasster Gene und eines Verlustes der genetischen Vielfalt und der Anpassungsfähigkeit.
Um der Auszuchtdepression vorzubeugen, sollen Individuen verschiedener Populationen nur gemischt werden, wenn die Herkunftshabitate sehr ähnliche ökologischen Bedingungen aufweisen (prioritäres Kriterium) und die Populationen aus benachbarten Wuchsorten stammen. Dabei werden insbesondere die Distanz und die eventuellen natürlichen Barrieren in Betracht gezogen (sind nur geringe natürliche Barrieren da, kann die Distanz zwischen den Populationen etwas grösser sein). Hier ist die Einschätzung von Experten gefragt.
Die Kultivierung in Gärten birgt immer auch die Gefahr, dass innerhalb kürzester Zeit (weniger Generationen) populationsgenetische Veränderungen stattfinden können, welche die Eigenschaften von Pflanzen verändern. Die Pflanzen passen sich an die Gartenbedingungen an und möglicherweise nicht mehr, oder weniger gut, an die Bedingungen ihres Wildstandortes. Durch die ex situ-Bedingungen können andere Eigenschaften selektioniert werden.
Um eine Anpassung der Pflanzen an Gartenbedingungen zu vermeiden, sollte man die Pflanzen möglichst in naturnahen Beeten kultivieren, d.h. die Umweltbedingungen (Bodentyp, Wasser und Nährstoffversorgung) so ähnlich wie möglich wie die des natürlichen Habitats gestalten. Ebenfalls sollte man Konkurrenz mit anderen typischen Vertretern des Habitats zulassen.
Falls Individuen in Gewächshäusern vorgezogen und dann in Beete ausgepflanzt werden ist es wichtig, dass spät und früh keimende, grosse und kleinere Pflanzen ausgepflanzt werden um die genetische Variabilität in der Population zu erhalten und nicht auf bestimmte Merkmale, z.B. frühe Keimung oder schöne Blüten, zu selektieren.
Zudem sollten Zwischenvermehrungen, welche Material für Ansiedlungen liefern sollen, so kurz als möglich gehalten werden. Hier gilt das "Rein-Raus-Prinzip"
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In Gärten besteht die Gefahr einer Hybridisierung oder Kreuzung von Individuen verschiedener meist nah verwandter Arten, die in der Natur nicht zusammen vorkommen. Dies kann einerseits zu einem sterilen Nachwuchs führen, oder andererseits kann die genetische Integrität der Arten bei fertilen Hybriden beeinträchtigt werden.
Bei Arten aus für Hybridisierungen bekannten Gattungen wird empfohlen diese so weit wie möglich voneinander entfernt zu kultivieren. Es unterstreicht auch die Wichtigkeit von Aussenstationen. Dies gilt ebenfalls für Pflanzen verschiedener Populationen einer Art, welche stark differenziert oder deren Herkunft geografisch weit entfernt voneinander liegt.
Ist eine räumliche Trennung nicht möglich, empfiehlt es sich die Pflanzen zur Blütezeit mit Netzen gegen Fremdbestäubung zu schützen und die Bestäubung per Hand oder mit Hilfe von portablen Bienenvölkern zu sichern.
Mutationen entstehen spontan und in jedem Organismus. In natürlichen Populationen geht man davon aus, dass schädliche Mutationen nicht bestehen können und ausselektiert werden (z.B. durch harte Umweltbedingungen). In Ex-situ Kulturen werden die Pflanzen aber oft verwöhnt, das heisst sie werden mit Wasser und genügend Nährstoffen versorgt und sogar von lästiger Konkurrenz oder Frassfeinden befreit. Dadurch können auch Individuen bestehen, welche normalerweise aufgrund von schädlichen Mutationen gestorben wären. Mutationen können sich somit in der Population anreichern und theoretisch, wenn die Pflanzen wieder angesiedelt werden, den Ansiedlungserfolg verringern.
Eine der wichtigsten Regeln zur Verminderung der Risiken durch Mutationsakkumulierung ist die Anzahl der Generationen in ex situ-Kultur so klein wie möglich zu halten. Dies gilt auch zur Risikoverminderung durch Inzuchtdepression und genetische Drift. Ausserdem dient die naturnahe Inkulturnahme der Verminderung von Mutationen.
Das Wichtigste in Kürze:
Ziel:
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Ansiedlungen gefährdeter Pflanzenarten werden als immer wichtigere Massnahmen für den Erhalt der Biodiversität propagiert. Trotz ihrer Wichtigkeit sind Ansiedlungen nicht als eine Alternative zum Artenschutz in situ anzusehen. Die Priorität im Naturschutz liegt nach wie vor in der in situ-Erhaltung so vieler natürlicher Populationen wie nur möglich in ihren natürlichen Habitaten. Ansiedlungen können allerdings als ergänzende Massnahme sehr sinnvoll sein um den Rückgang der Biodiversität aufzuhalten.
Spricht man von Ansiedlungen, muss man zwischen Verstärkungen, Wiederansiedlungen und Neu-Ansiedlungen unterscheiden (siehe auch die IUCN Guidelines).
Die Biologie einer Art sollte grösstmöglich bekannt sein. Darunter fallen Informationen zu:
Die häufigste Ursache für eine gescheiterte Ansiedlung (Wiederansiedlung) ist ein nicht geeignetes Habitat. Deshalb ist es für den Ansiedlungserfolg besonders wichtig, die Eignung eines Habitats sicher zu beurteilen – eine Aufgabe die oft schwierig ist. Biologie und Ökologie der betreffenden Art, sowie die ökologischen Bedingungen der ursprünglichen, besammelten Population und des ausgesuchten Wildstandortes für die Ansiedlung müssen genauestens bekannt sein.
Vor allem kleine Populationen können stark durch Umweltschwankungen beeinträchtigt werden. Zudem muss beim Verpflanzen von Individuen sowie beim Aussähen von Samen damit gerechnet werden, dass die Population in den ersten Jahren deutlich abnimmt, dann aber nach einem Flaschenhals auch wieder ansteigen kann. Dabei sind Populationseinbrüche von bis zu 90 % nicht ungewöhnlich. Deshalb ist so wichtig, möglichst viele Individuen auszubringen, um das Überleben der Population zu sichern. Eine grosse Individuenzahl vergrössert auch die Chance, dass nicht angepasste Genotypen ausselektioniert, und sich angepasste Genotypen etablieren können.
Es ist oft schwierig genaue Individuenzahlen für Ansiedlungen zu empfehlen. Je nach Art und Lebensraum werden mehr oder weniger Individuen benötigt, um eine eigenständige Population zu gewährleisten. Ein paar Faustregeln gibt es aber doch:
Werden Pflanzen anstelle von Samen ausgebracht, scheint dies vor allem für langlebige Arten von Vorteil zu sein, da bei diesen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Same zur adulten Pflanze wird, oft geringer ist. Eine adulte Pflanze allerdings macht viele Samen, und trägt somit stärker zum Populationswachstum bei als ein Same. Je älter eine Pflanze wird (Alter der ersten Reproduktion) desto mehr Samen werden benötigt um eine selbsterhaltende Population zu gründen. Für kürzerlebende Arten ist der extra Aufwand beim Pflanzen aufziehen und auspflanzen nicht zwingend notwendig.
Unzählige Studien unterstreichen die Wichtigkeit einer hohen genetischen Variation für das Überleben von Populationen und demzufolge für den Ansiedlungserfolg gefährdeter Pflanzenarten. Je diverser eine Population ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen kann. Zudem schützt eine hohe genetische Variation vor Inzucht. Eine grössere genetische Variation kann durch das Mischen von Pflanzenmaterial verschiedener Populationen erreicht werden.
Allerdings besteht oft die Sorge, dass durch das Mischen verschiedener, eventuell sogar entfernt liegender Populationen Pflanzenmaterial eingebracht wird, welches nicht an die lokalen Umweltbedingungen angepasst ist. Vor allem bei Verstärkungen von sich im Rückgang befindenden Populationen mit Pflanzenmaterial aus anderen Populationen, könnten theoretisch lokale Anpassungen aufgebrochen werden. Dieses Phänomen nennt man Auszuchtdepression, und konnte bisher vor allem bei der Einbringung von Material aus sehr weit entfernt liegenden Populationen (mehr als 200 km) festgestellt werden. Ergebnisse bisheriger Studien lassen allerdings vermuten, dass die Risiken von Inzuchtdepression viel grösser sind als die der Auszuchtdepression. Da jedoch sowohl Inzucht als auch Nichtangepasstheit das Überleben einer Population beeinflussen, sollte vor jeder Ansiedlung die Wahl der Herkunft des Materials gut überlegt sein.
Das verwendete Material bestimmt den Erfolg der Ansiedlung mit! Idealerweise sollte das angesiedelte Material den lokalen Umweltbedingungen entsprechen, den lokalen Genpool wiederspiegeln und zugleich eine genetisch diverse Population repräsentieren.
Angepasstes Material verwenden
Unzählige Studien zeigen, dass die Pflanzen an ihre abiotischen und biotischen Bedingungen angepasst sind. Ein paar Regeln:
Diverses Material verwenden
Eine hohe genetische Variation des auszupflanzenden Materials ist wichtig um eine rasche Anpassung an die lokalen und zukünftigen Bedingungen zu garantieren. Deshalb sollte möglichst der gesamte Genpool einer besammelten Population im Ansiedlungsmaterial vertreten sein (siehe auch die Empfehlungen zum Sammeln von Samen).
Traditionellerweise wurde bisher empfohlen bei Ansiedlungen nur Material einer Population zu verwenden sofern keine Informationen über das Fortpflanzungssystem, Ausbreitung und genetische Struktur bekannt sind welche ein Mischen verschiedener Populationen rechtfertigen würden. Neue Studien weisen allerdings darauf hin, dass eine möglichst grosse genetische Variation von Pflanzen verschiedener Populationen zu besseren Ansiedlungserfolgen führt. Obschon ebenfalls Beispiele für eine höhere Erfolgsrate durch die Verwendung lokalen Materials existieren, scheint im Hinblick auf den Einfluss des Klimawandels und die damit eintretenden Veränderungen ein Mischen von Herkünften von Vorteil, um der angesiedelten Population eine Möglichkeit zur Anpassung an zukünftige Bedingungen zugeben. Die Einbringung von Pflanzenmaterial aus mehreren benachbarten Populationen, welche ein ähnliches Habitat aufweisen, scheint demzufolge sinnvoll zu sein.
Die IUCN oder Weltnaturschutzunion, hat ihre Empfehlungen zu Ansiedlungen – Guidelines for reintroductions and other conservation translocations – im 2013 überarbeitet. Ansiedlungen lassen sich in drei Bereiche unterteilen: Verstärkungen, Wiederansiedlungen und Neu-Ansiedlungen.
Bei den geplanten Ansiedlungen (=conservation translocation) von Arten, welche das Ziel verfolgen den Gefährdungsgrad der Art zu mindern oder die Funktionen des Lebensraumes wiederherzustellen, unterscheidet man zwischen Ansiedlungen innerhalb des historischen Verbreitungsgebietes (=population restoration) und ausserhalb des historischen Verbreitungsgebietes (=conservation introduction).
Die geplanten Ansiedlungen innerhalb des historischen Verbreitungsgebietes werden unterteilt in Verstärkungen (=reinforcement) und Wiederansiedlungen (=reintroduction). Bei Verstärkungen wird eine bestehende Population mit zusätzlichen Individuen verstärkt, bei Wiederansiedlungen wird eine neue Population im ursprünglichen Verbreitungsgebiet gegründet.
Neu-Ansiedlungen oder geplante Ansiedlungen ausserhalb des historischen Verbreitungsgebietes werden in zwei Bereiche unterteilt. Man spricht von "assisted colonisation" oder "begleitender Kolonisation" wenn die Neu-Ansiedlung das Aussterben der Art verhindert, und von "ecological replacement" oder "ökologischer Ersatz" wenn die neu-Ansiedlung eine ökologische Funktion wiederherstellt.
Am 21. und 22. Januar 2015 organisierte Info Flora zusammen mit der Universität und dem botanischen garten Bern, mit dem Conservatoire et jardin botaniques de la Ville de Genève und dem Musée et jardins botaniques cantonaux de Lausanne eine Tagung zur ex situ-Erhaltung und Ansiedlung gefährdeter Pflanzenarten.
Das Programm und die Zusammenfassungen der Vorträge und Poster können sie hier sehen.
Die abschliessende Diskussion und Sythese wurde von Prof. Markus Fischer, der Universität Bern zusammengefasst.
Die tagung hatte grossen erfolg wir danken allen Rednern und Teilnehmern.
Info Flora führt regelmässig Workshops zum Thema Artenschutz gemeinsam mit anderen Institutionen durch. Diese sollen dazu dienen, PraktikerInnen, Forschende und VertreterInnen von NGOs und Behörden an einen gemeinsamen Tisch zu bringen um sich über einen aktuellen Aspekt des Artenschutzes austauschen. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Workshops werden auf der Seite von Info Flora präsentiert.
Aufbauend auf der erfolgreichen Ex situ-Konferenz 2015 und dem Workshop «Ex situ-Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten: Leitlinien und Erfahrungsaustausch» im 2019, wurde 2021 ein Workshop zur Ansiedlung gefährdeter Pflanzenarten durchgeführt.
Dieser Workshop fand am 22. Januar 2021 online als Konferenz statt und wurde zusammen mit dem Conservatoire et Jardin botaniques Genève und dem botanischen Garten Bern organisiert.
Vermittlung des aktuellen Kenntnisstandes zur bestmöglichen Praxis bei Ansiedlungen (Sammelbegriff für Verstärkung bestehender Populationen, Wieder-Ansiedlungen innerhalb des historischen Verbreitungsgebietes und Neu-Ansiedlungen ausserhalb des historischen Verbreitungsgebietes einer Art) gefährdeter Pflanzenarten. Diskussion zentraler Probleme und Austausch über Erfolge, Erfahrungen und Defizite zwischen Praktikern, Forschern und Behörden in der Schweiz.
Botanischer Garten der Universität Bern, Conservatoire et Jardin botanique Genève, Info Flora
Karin Marti: Praktische Aspekte von Ansiedlungen
Markus Fischer: Wissenschaftlicher Hintergrund von Ansiedlungen
Emmanuelle Favre: Politische Rahmenbedingungen von Ansiedlungen
Synthese aus den Gruppenarbeiten in Stichworten
Vortrag von Karin Marti, topos Marti & Müller AG
Vortrag von Markus Fischer, Institut für Pflanzenwissenschaften und Botanischer Garten der Universität Bern
Vortrag von Emmanuelle Favre, Canton de Genève
Der dritte Workshop zur Ex Situ Thematik konnte am 27. Januar 2023 live in Bern durchgeführt werden. Mit insgesamt 90 TeilnehmerInnen aus 16 Kantonen, so wie aus Frankreich und aus Deutschland, war der 3. ex-situ Workshop ein voller Erfolg.
Ziel des Workshops war die Vermittlung des aktuellen Kenntnisstandes zur bestmöglichen Praxis bei Translokation (Sammelbegriff für Verstärkung bestehender Populationen, Wieder-Ansiedlungen innerhalb des historischen Verbreitungsgebietes und Neu-Ansiedlungen ausserhalb des historischen Verbreitungsgebietes einer Art) gefährdeter Pflanzenarten. Wie bei allen Vorangegangenen Anlässen waren die Diskussion zentraler Probleme und Austausch über Erfolge, Erfahrungen und Defizite zwischen PraktikerInnen, Forschenden und Behörden in der Schweiz die Schwerpunkte der Veranstaltung.
Botanischer Garten der Universität Bern, Conservatoire et Jardin botanique Genève, InfoFlora
Markus Peintinger: «Erhaltungskulturen und Wiederansiedlungsversuche der Endemiten am Bodenseeufer»
Ein erster Austausch zwischen PraktikerInnen und VertreterInnen von Kantonen, Gemeinden und Naturschutzorganisationen hat am 5. April 2019 im Botanischen Garten Bern stattgefunden. Dieser Workshop wurde im Anschluss an die ex situ Konferenz von 2015 geplant und wurde von uns gemeinsam mit dem Botanischen Garten Bern, dem CJB und dem Forum Biodiversität organisiert.
Darstellung des aktuellen Kenntnisstandes zur bestmöglichen Sammlung, Lagerung und Kultivierung gefährdeter Pflanzenarten, sowie Austausch über Aktivitäten, Probleme und Defizite zwischen Praktikern, Forschern und Behörden in der Schweiz.
Botanischer Garten der Universität Bern, Conservatoires et Jardin botaniques der Stadt Genf, Forum Biodiversität und Info Flora
Leitlinien der ex situ-Erhaltung in der Schweiz und international. Andreas Ensslin, BOGA
Evaluation der eigenen Ex situ-Kulturen:
Cavender N, Westwood M, Bechtoldt C et al. (2015) Strengthening the conservation value of ex situ tree collections. Oryx, 1–9.
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Havens K, Vitt P, Maunder M, Guerrant, E.O.G., Dixon K (2006) Ex Situ Plant Conservation and Beyond. BioScience, 56, 525–532.
Auswahl der Arten für ex-situ Erhaltung:
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Sammeldesign von Wildsammlungen für ex situ-Erhaltungen
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Fallbeispiele Auswirkungen von Ex-situ Erhaltung auf Fitness und Phänotyp
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Populationsgenetische Risiken bei Ex-situ Erhaltung
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