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Ulmus laevis, die wohl seltenste einheimische Baumart der Schweiz

15-04-2025 Info

Ulmus laevis, die wohl seltenste einheimische Baumart der Schweiz

Kennen Sie die vermutlich seltenste einheimische Baumart der Schweiz? Ulmus laevis (Flatterulme) ist mit zirka tausend Exemplaren eine echte Rarität. Erst letzten Sommer ist ihr natürliches Vorkommen in der Schweiz wissenschaftlich bestätigt worden. Sie wächst bevorzugt in Auenwäldern und trotzt Hochwassern mit beeindruckenden Brettwurzeln, die an tropische Baumarten erinnern.

Auf den ersten Blick ähnelt sie ihren Verwandten, der Feld- (U. minor) und der Bergulme (U. glabra), mit ihren asymmetrischen Blattgründen und der charakteristischen zweizeilig wechselständigen Zweigarchitektur. Doch spätestens im Frühjahr zeigt sich ihr besonderes Merkmal: Ihre Blüten und Früchte hängen an langen Stielen. Beim geringsten Windstoss flattern die geflügelten Früchte und verleihen somit der Flatterulme ihren Namen.

Das Verbreitungsgebiet der Flatterulme reicht von den Pyrenäen bis zum Ural, doch in der Schweiz ist sie stark gefährdet. Durch Gewässerkorrekturen und Landumnutzungen sind Auen heute selten geworden und die Bestände der Flatterulme klein und isoliert. Obwohl sie stark gefährdet ist, könnte die Flatterulme eine Schlüsselrolle für die Zukunft spielen. Im Gegensatz zu anderen Ulmen ist sie kaum anfällig für das Ulmensterben. Im Forst hofft man daher, dass sie die anderen Ulmenarten oder die Esche ersetzen kann. Auch als Stadtbaum hat die Flatterulme Potenzial. Sie ist widerstandsfähig, verträgt sowohl Überschwemmungen, wie auch Dürreperioden und bleibt selbst bei Sturm standfest.

Wichtig für die Erhaltung der genetischen Vielfalt ist, dass Pflanzungen seltener einheimischer Arten immer fachgerecht von Behörden oder Fachleuten initiiert und mit standortgerechten Herkünften durchgeführt werden. Langfristig kann die Flatterulme nur überleben, wenn nicht nur ihre genetische Vielfalt, sondern auch ihr Lebensraum erhalten und gefördert wird – dynamische Auen sind für ihr Fortbestehen also unerlässlich.

Einen ausführlichen Artikel zum Forschungsprojekt finden Sie in der FloraCH-Herbstausgabe 2024.

 

© Christophe Bornand, CC BY-NC-SA 4.0

© Stefan.lefnaer, CC BY-SA 4.0, via wikimedia commons

© Stefan.lefnaer, CC BY-SA 4.0, via wikimedia commons

Quellen:

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Steiger, P. (2016) Esche, Espe oder Erle? (Hauptband & Bestimmungsschlüssel): Pflanzenporträts aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas | Mit Bestimmungsschlüssel. 2. Auflage. Bern: Ott Verlag. ISBN: 978-3-7225-0158-1.

Thurm, E. A., Baltensweiler, A., Dürr, M., Heiri, C., Huber, M., Müller, J., Schuler, E., Schmid, B., Stadelmann, G., Waser, L. T. & Bugmann, H. (2018) ‘Alternative tree species under climate warming in managed European forests’, Forest Ecology and Management, 430, pp. 485–497. DOI: doi.org/10.1016/j.foreco.2018.08.028.

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