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Verborgene Schätze der Tiefe: Das Erwachen des Nanocyperion

28-06-2024 Info

Verborgene Schätze der Tiefe

Die Pionierrasen des Nanocyperion (2.5.1. Einjährige Schlammflur, Zwergbinsenflur) mit dominanten, das Erscheinungsbild prägenden Charakterarten wie Gelbliches Zypergras (Cyperus flavescens), Schwarzbraunes Zypergras (Cyperus fuscus) oder Kröten-Binse (Juncus bufonius) besiedeln nackte, nasse, aber zeitweise austrocknende Böden und kommen ausschliesslich in den tieferen Lagen der Schweiz vor. Es ist aber durchaus möglich, dass in diesem Lebensraumtyp hin und wieder ein wertvoller Schatz aufblitzt. So geschehen Mitte Juni in einem Vorort von Genf, als der seit 17 Jahren in dieser Region verschollen geglaubte und vom Aussterben bedrohte (Status CR) Kleinling (Anagallis minima) wieder auftauchte.

 

Anagallis minimaAnagallis minima © 2022, Philippe Juillerat


Der Standort ist so wechselhaft und kurzlebig, dass sich die Vegetationsperiode auf wenige Wochen im Spätsommer beschränkt. Viele dieser Arten bilden Samenbanken im Boden, die jahrelang im vernässten Boden überdauern und keimfähig bleiben können. Sowohl die Keimung als auch die Sprossbildung erfolgen unter günstigen Bedingungen sehr schnell. Man findet diesen Lebensraum vor allem im Sommer an trockengefallenen Ufern stehender und fliessender Gewässer, in lehmigen Fahrspuren oder auch an sumpfigen Stellen in Äckern.

 

 Nanocyperion2.5.1. Einjährige Schlammflur (Zwergbinsenflur, Nanocyperion)


So hat dieser bisher sehr nasse und kalte Sommer mit seinen vielen Regenfällen durchaus das Potenzial, neben dunklen Gemütszuständen auch so manchen im Boden schlummernden Schatz aus dem Schlamm ans Licht zu locken. Falls das Wetter also keine ausgedehnten alpinen Hochtouren zulässt, hier unser Geheimtipp: Geht auf die Suche nach der Einjährigen Schlammflur (Verbreitung sichtbar auf unseren neuen Lebensraumverbreitungskarten) und haltet die Augen offen nach besonderen Perlen (Inspirationen zu sehen in der Artenliste). Wir sind gespannt auf Eure Fundmeldungen und gemeinsam können wir den Sommer 2024 unter Umständen zum Nanocyperion-Jahr küren!


(Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S. & Vust M. 2015. Lebensräume der Schweiz, Ökologie – Gefährdung – Kennarten. 3. Auflage. Ott-Verlag.)