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Listen

Die Roten Listen, die auf weltweiter, nationaler und regionaler Ebene aufgestellt werden, haben das Ziel, die gegenwärtige Gefährdungssituation der Arten darzustellen und müssen daher regelmässig aktualisiert werden. Sie sind ein unentbehrliches Werkzeug für die Naturschutz-Verantwortlichen und bilden als Ergänzungen zu den Gesetzen eine wichtige Entscheidungshilfe für die öffentlichen Behörden.

Nationale Rote Liste 2016

Die nationale Rote Liste der Gefässpflanzen der Schweiz wurde von Info Flora gemäss den Richtlinien der IUCN und im Auftrag des BAFU nach 14 Jahren revidiert. Sie ersetzt damit die Ausgabe 2002. Von den 2613 bewerteten Arten und Unterarten (Taxa) gelten 725 (28%) als gefährdet oder ausgestorben. 55 Taxa gelten als ausgestorben oder verschollen. Von den 670 als gefährdet eingestuften Taxa gelten 111 als vom Aussterben bedroht (CR), 197 als stark gefährdet (EN) und 362 als verletzlich (VU). Dazu kommen 415 Taxa (16%), die als potenziell gefährdet (NT) eingestuft wurden.

Gefährdete Arten finden sich in allen Lebensräumen. Besonders hoch ist deren Anteil (an den jeweils lebensraumtypischen Arten) jedoch in Gewässern, Ufern und Mooren, in Trockenwiesen tieferer Lagen sowie in Äckern und Weinbergen. Am geringsten ist der Anteil in Wäldern, alpinen Lebensräumen und in Fettwiesen. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass an erster Stelle der Lebensraumverlust respektive der Rückgang der Lebensraumqualität für den Artenrückgang verantwortlich ist. Die Hauptgründe dafür sind die Intensivierung oder die Nutzungsaufgabe in der Landwirtschaft, die fortschreitende Zersiedelung und der Verlust der Lebensraumdynamik. Der Fortbestand vieler Arten und Populationen ist heute von Naturschutzmassnahmen insbesondere im Biotopschutz (Schutzgebiete und Vernetzung), oder gar von artspezifischen Förderungsprogrammen abhängig.

Die revidierte Rote Liste ersetzt die im Jahr 2002 publizierte Liste, welche ebenfalls gemäss den Vorgaben der IUCN erarbeitet wurde, sich aber im Gegensatz zur vorliegenden Liste noch nicht auf umfangreiche quantitative Daten, darunter die Ergebnisse gezielter Nachsuche im Gelände abstützen konnte. Anders als 2002 wurde nur auf nationaler, nicht aber auf Ebene der biogeographischen Regionen eine Einstufung vorgenommen.

Im Vergleich zu 2002 haben sich die Anteile der einzelnen Gefährdungskategorien insgesamt nur wenig verändert. Der Anteil der gefährdeten Taxa ist zwar gegenüber 2002 leicht zurückgegangen, aber gleichzeitig hat sich der IUCN-Red List-Index, der die gesamte Gefährdungssituation als Index zusammenfasst, insgesamt verschlechtert. Die Gründe für die allgemeine Verschlechterung liegen in der Zunahme der ausgestorbenen Taxa und in der starken Zunahme der potenziell gefährdeten Taxa. Bei etwa 20% der Arten ergaben sich Änderungen in der Einstufung. Viele davon haben Veränderung von CR nach EN oder von EN nach VU erfahren, doch bedeutet dies nicht eine Verminderung ihrer Gefährdung, sondern lediglich eine verlangsamte Verschlechterung ihrer Situation. Daraus kann keinesfalls auf eine Verbesserung der Gefährdungssituation der Gefässpflanzen geschlossen werden. Der Grossteil der bereits 2002 gefährdeten Taxa sowie rund 50 zusätzliche haben ihren negativen Trend nicht aufhalten können und bleiben gefährdet. Die Dringlichkeiten im Naturschutzvollzug und in der Artenförderung bleiben damit hoch.

 

Regionale Rote Liste 2019

Info Flora hat im Auftrag der kantonalen Naturschutzfachstellen und mit Unterstützung durch das BAFU eine regionale Rote Liste der Gefässpflanzen erarbeitet. Sie enthält Gefährdungseinschätzungen für alle sechs biogeografischen Regionen der Schweiz (Jura, Mittelland, Nordalpen, westliche Zentralalpen, östliche Zentralalpen, Südalpen).

Bereits in den Roten Listen Gefässpflanzen von 1991 (Landolt 1991) und 2002 (Moser et al. 2002) wurden nebst der nationalen Gefährdungseinschätzung auch eine regionale Einstufung angeboten. In der Naturschutzpraxis sind diese Gefährdungseinstufungen etabliert und werden regelmässig angewendet. Eine regionale Beurteilung ist auch aus naturschutzbiologischer Sicht sinnvoll, zeichnen sich doch negative Trends zunächst in den Regionen ab, oft lange bevor diese Trends auch auf nationaler Ebene durchschlagen. Die aktuelle Rote Liste von 2016 (Bornand et al. 2016) enthält aber keine Einstufungen zu regionalen Gefährdungen. Sie regionale Rote Liste 2019 stellt also eine Ergänzung zur nationalen Roten Liste dar.

Die regionale Rote Liste ist immer komplementär zur nationalen Roten Liste zu verwenden. Regional gefährdete Arten sind wichtige und hilfreiche Zeiger für Qualität und Schutzwürdigkeit von Lebensräumen. Das Instrument der regionalen Roten Liste bleibt daher eine essenzielle Grundlage bei Evaluationen, Gutachten, Schutzmassnahmen, Pflegeplänen usw. Der nationalen Gefährdungseinstufung ist aber stets mehr Gewicht zu geben als den regionalen Einstufungen.

Es wurden sie selben Taxa beurteilt wie in der nationalen Roten Liste. Das methodische Vorgehen folgt den Vorgaben der IUCN. Die Anzahl eingestufter Taxa pro Region variiert zwischen 1654 und 1951, je nach Artenreichtum der entsprechenden Region. Die Anzahl (und der Anteil) der gefährdeten Arten (Status CR, EN, VU) in den sechs Regionen betragen:

  • Jura JU: 551 (34%)
  • Mittelland MP: 702 (44%)
  • Nordalpen NA: 532 (27%)
  • Westl. Zentralalpen WA: 506 (27%)
  • Östl. Zentralalpen EA: 389 (24%)
  • Südalpen SA: 613 (32%)

Verglichen mit der nationalen Roten Liste erhöht sich der Anteil gefährdeter Arten pro Region um einen Drittel (Nordalpen) bis zu fast zwei Drittel (Mittelland). Rechnet man die potenziell gefährdeten (NT) Arten dazu, dann umfasst der Anteil der Arten in zwei Regionen sogar mehr als die Hälfte der Taxa, nämlich im Mittelland (61%) und im Jura (51,4%). Im Gesamtbild zeigt sich, dass vor allem im Mittelland und in den Südalpen der Lebensraumverlust und, damit verbunden, der Artenrückgang besonders ausgeprägt ist.

Helfen Sie mit bei der nächsten Roten Liste!

Eine zuverlässige Beurteilung der Gefährdung von 2613 einheimischen Arten war nur dank der Mithilfe von hunderten von Ehrenamtlichen möglich. Sie haben alte, unbestätigte Fundorte aufgesucht, haben über Bedrohungen berichtet und haben mögliche zusätzliche Fundorte ausfindig gemacht: ein unschätzbarer Einsatz für die Erhaltung unserer Flora. Sie können mithelfen: unterstützen sie das Projekt Mission Flora.

Prioritäre Arten

Gefährdete Arten machen einen hohen Anteil unserer Flora aus (zirka 1/3 der Flora der Schweiz ist gefährdet). Daher mussten zu Beginn der damaligen Organisationen SKEW und ZDSF im Artenschutz Prioritäten gesetzt werden und zwar auf Arten, die besonders dringend Schutzmassnahmen bedürfen und auf Arten, die von internationaler Bedeutung sind.

1992 wurde von der SKEW, aufgrund der Roten Liste 1991 von E. Landolt und verschiedenen europäischen Dokumenten, eine erste prioritäre Liste mit rund 40 in der Schweiz vorkommenden, europaweit gefährdeten und seltenen Pflanzenarten definiert. 1997 hat eine SKEW/ZDSF- Expertengruppe eine Gesamtliste mit rund 700 prioritären Pflanzenarten für die Schweiz aufgestellt.

Das BAFU (Bundesamt für Umwelt) hat im 2007 den nationalen Datenzentren und Koordinationsstellen für Flora, Fauna, Pilze, Moose und Flechten den Auftrag erteilt die prioritären Listen zu überarbeiten. Zur Erstellung der aktuellen prioritären Liste Pflanzen wurden insbesondere folgende Kriterien benutzt:

  • der nationale Gefährdungsstatus der Arten auf der Roten Liste 2016, welche die internationalen Gefährdungskategorien der IUCN anwendet;
  • die internationale Verantwortung der Schweiz für die indigenen Arten, das heisst der Anteil des Verbreitungsareals in der Schweiz und der Endemismusgrad. (Eggenberg, S. & Landolt, E.; 2006)

Liste der National Prioritären Arten und Lebensräume

Die Liste der National Prioritären Arten wurde 2019 aktualisiert und erstmals mit den National Prioritären Lebensräumen ergänzt. Das Dokument ist als PDF oder Excel-Tabelle Arten und Excel-Tabelle Lebensräume abrufbar. Weitere Infos finden Sie auf der BAFU-Webseite.

Merkblätter

Die "Merkblätter Artenschutz: Blütenpflanzen und Farne" wurden für eine Auswahl von gefährdeten Arten erstellt, bei denen dringender Handlungsbedarf vermutet wurde oder deren Situation schlecht bekannt war. Sie beruhen auf umfassenden Untersuchungen im Feld, ergänzt mit Recherchen in der Literatur und in den Herbarien, sie enthalten eine Artbeschreibung sowie wichtige Informationen zur Ökologie, Pflanzensoziologie, Verbreitung mit Karte, zum Schutzstatus und den Gefährdungsursachen sowie zu den möglichen Massnahmen, und sie haben das Ziel, den Verantwortlichen im Naturschutz eine wichtige Grundlage zu verschaffen.

In Zusammenarbeit mit dem Biologen Christoph Käsermann und der Mithilfe zahlreicher Botaniker wurden die ersten Merkblätter ab 1995 durch die ehemalige SKEW (Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen) erstellt, ab 1997 mit Beteiligung des ZDSF (Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora).

Die Auswahl der am dringlichsten zu bearbeitenden Arten wurde von einer Expertengruppe aufgestellt. Internationale Verpflichtungen (weltweit oder europaweit gefährdete Pflanzenarten mit Vorkommen in der Schweiz), sowie erste prioritäre Artenlisten waren ausschlaggebend. Für 142 gefährdete Arten wurden bis jetzt Merkblätter erstellt.

Die gedruckte Ausgabe (Käsermann, C. & Moser, D:, 1999), welche vom BAFU (Bundesamt für Umwelt) 1999 publiziert wurde, ist vergriffen, in der nachstehenden Liste kann die Publikation kapitelweise in Form von pdf-Dateien heruntergeladen werden (Nomenklatur nach Synonymie-Index, 1. Auflage). Beachten Sie, dass die aktuellsten Verbreitungskarten unter FLORA - Art abfragen zu sehen sind.

Kapitel 6 (Merkblätter, siehe nachfolgende Artliste)