Die Strategie von InfoFlora zur Überwachung der Flora basiert auf einer Kombination verschiedener Ansätze, die sich daran orientieren, wie selten eine Art ist. Ein wesentlicher Ansatz für die Überwachung prioritärer Arten ist das Wiederbesuchen von bekannten Fundorten (Mission Entdecken, Mission Überwachen). Für diese Wiederholungsbesuche verwendet InfoFlora das Konzept der "Station" (Fundort), um Beobachtungen an einem bestimmten Ort zu einer Beobachtungseinheit zu bündeln und Informationen über Bedrohungen, Massnahmen, Überwachungs- und Erhaltungsaktionen zu erfassen. Die Art der Überwachung in jeder Station wird entsprechend den nationalen und kantonalen Bedürfnissen festgelegt. Um die Bestandsentwicklung abzuschätzen und untereinander vergleichbare Daten zu erhalten, empfiehlt InfoFlora die Anwendung der PopCount-Methode (siehe Beschreibung hier) und stellt praktische Werkzeuge zur Erfassung und Verwaltung der Informationen zur Verfügung (z.B. Missionen in FlorApp, Logik der «Stations»).
Beim Wiederbesuchen von Fundorten ist es leicht, das Verschwinden von Fundorten zu erkennen, aber fast unmöglich, positive Veränderungen der Anzahl der Fundorte festzustellen. Um dieses Problem zu beheben, sind prospektive Ansätze von entscheidender Bedeutung (z. B. Mission Inventar 5x5 km, Mission Blitzinventar). Prospektive Methoden bieten die Chance, neue Fundorte prioritärer Arten zu entdecken (die Erfolgschancen korrelieren jedoch stark mit der Seltenheit der Arten). Vor allem aber ermöglichen sie es, die Entwicklung häufiger und mittelhäufiger Arten zu verfolgen und frühzeitig Anzeichen einer Ausbreitung oder eines Rückgangs zu erkennen.
Wenn Sie sich aktiv an der Überwachung der Flora beteiligen möchten und uns helfen wollen, die Entwicklung seltener oder mittelhäufiger Arten besser zu verstehen, finden Sie alle praktischen Informationen unter der Rubrik Mitmachen.
Und hier finden Sie die Publikation «TypoCH-Lebensraumanalyse mit Artenlisten, Documenta InfoFlora 1».
Das Verbreitungsgebiet einer Art ermöglicht in der Regel eine erste Gesamtschätzung der Bestandsentwicklung einer Art. Aus diesem Grund sind Daten im 5x5 km-Massstab wertvolle Indikatoren.
Die Kartierung der Flora ist in 5x5 km-Quadrate aufgeteilt, was der Auflösung der Verbreitungskarten von InfoFlora entspricht. Während einer Mission Inventar 5x5 km versuchen Botaniker:innen, alle Pflanzenarten in einem 5x5 km-Quadrat zu finden. Sie erfassen jede Art mindestens einmal mit genauen Koordinaten, machen für prioritäre, seltene oder invasive Arten jedoch oft mehrere Fundmeldungen. Durch diese prospektive Arbeit können neue Standorte von prioritären Arten entdeckt werden.
Seit 2020 hat InfoFlora eine neue Strategie festgelegt: Ziel ist es, alle 5 Jahre ein Viertel aller 5x5 km Quadrate zu aktualisieren. Hierzu wird eines der vier 5x5 km-Quadrate pro 10x10 km Quadrat als prioritär eingestuft. Diese Strategie erlaubt es, Botaniker:innen in gut kartierten Gebieten darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, ihre Aufmerksamkeit weniger gut kartierten, abgelegeneren Gebieten zuzuwenden. Es ist nicht unbedingt notwendig, sich für ein bestimmtes Inventarquadrat einzuschreiben, um einen Beitrag zu leisten. Der Kartierfortschritt jedes 5x5 km-Quadrats wird in FlorApp angezeigt und ermöglicht es, unterkartierte Regionen zu erkennen.
Diese Arbeit ist in erster Linie prospektiv und ermöglicht die Entdeckung neuer Standorte von prioritären Arten. Die Daten sind nützlich, um Rote-Liste-Status (alle Gefährdungsstatus) zu vergeben.
Mitmachen bei der Mission Inventar 5x5 km
Mehr als 9'000 100x100 m-Flächen sind in der ganzen Schweiz verteilt. Sie sind Teil einer ökologisch stratifzierten Stichprobe und erlauben, die Häufigkeit und die Entwicklung der in der Schweiz verbreiteten Arten (Rote-Liste-Status: LC-NT[-VU]) abzuschätzen. Alle fünf Jahre wird ein Viertel dieser 9'000 Flächen in FlorApp angezeigt. Alle freiwilligen Botaniker:innen des InfoFlora-Netzwerks sind eingeladen, die auf diesen Flächen wachsenden Arten zu erfassen.
Die Stratifizierung der Stichprobe nach Landschaftsstruktur (Seeufer, Teich, Sumpf, Geröll, Klippe, Waldrand, Wiese, Ackerland, bebautes Gebiet, ...) ermöglicht es, die Entwicklung der Flora bestimmter seltener, natürlicher Lebensräume (punktuell wie Teiche oder linear wie Ufer) zu verfolgen. Diese prospektive Vorgehensweise ermöglicht es auch, Standorte von prioritären Arten zu entdecken.
Die Hauptmotivation dahinter ist, über Daten zu verfügen, mit denen die Rote-Liste-Status von potenziell rückläufigen Arten (an der Grenze zwischen LC-NT) und von potenziell gefährdeten Arten (an der Grenze zwischen NT-VU) aktualisiert werden können. Diese Daten sind essenziell, da die Daten aus bestehenden Monitorings nur für weniger als 5% der gefährdeten Arten und weniger als 30% der Schweizer Flora brauchbare Daten liefern.
Das Projekt startete im Juni 2020. Erste detaillierte Analysen werden auf der Grundlage eines Viertels der Gesamtstichprobe Ende 2025 möglich sein, d. h. am Ende der ersten Fünfjahresperiode. Die Kartierungen werden hauptsächlich von freiwilligen Botaniker:innen aus der InfoFlora-Community durchgeführt. Unterstützung von aussen ist willkommen, z.B. um schwer zugängliche Flächen zu kartieren oder um die Stichprobe in bestimmten Regionen oder natürlichen Lebensräumen zu verdichten. Eine Verdichtung von 100x100 m-Flächen in einigen Kantonen (Basel, Graubünden) oder zur Beantwortung bestimmter Fragen (Wasserpflanzen und Characeen) hat bereits stattgefunden. InfoFlora steht bei Interesse zur Verfügung.
Mitmachen bei der Mission Blitzinventar
Das Ziel beim Verfolgen der Entwicklung einzelner Fundorte und bei der Mission Überwachen ist es, die Entwicklung bedrohter oder prioritärer Arten an einzelnen Fundorten regelmässig zu kontrollieren. Die Regelmässigkeit der Kontrollen wird an die Art und die Dynamik ihres Fundorts angepasst, z.B. wird eine wenig bedrohte prioritäre Art in einer Felswand alle 10-20 Jahre kontrolliert, während eine bedrohte Art in einem dynamischen Lebensraum regelmässiger kontrolliert wird. Bei jedem Besuch gibt der Botaniker oder die Botanikerin die Grösse der Population, ihre Entwicklung und den Gefährdungsgrad an. Wie detailliert die Informationen zur Populationsgrösse erhoben werden, wird von den Bedürfnissen des Managers, aber auch von der Machbarkeit bestimmt. An kleinräumigen Fundorten mit leicht zählbaren Arten, können auch weniger erfahrene Botaniker:innen leicht und schnell sehr genaue Daten zur Populationsgrösse erfassen. An sehr grossen Standorten und/oder bei Arten, die schlecht sichtbar oder schwer zählbar sind, in gefährlichem Gelände wachsen, eine starke Dynamik oder Ruhephasen aufweisen, wird die Arbeit sehr schnell sehr schwierig oder wenig informativ. InfoFlora empfiehlt dann, den gewünschten Genauigkeitsgrad zu überdenken oder ein professionelles Monitoring im Auftrag zu geben. Neben dem Zählen von Individuen und/oder der Schätzung der besiedelten Fläche kann die Anwendung der PopCount-Methode auch bei einem Monitoring durch freiwillige Botaniker:innen empfohlen werden, z.B. in einer Auflösung, die mit der Genauigkeit eines Smartphone-GPS kompatibel ist und die Kartierung von An-/Abwesenheit auf 10x10m, 25x25m oder 50x50m ermöglicht.
InfoFlora bietet ohne vorherige Absprache mit dem Kanton keine Mission Überwachen an. Die vom den kantonalen Expert:innen definierten Missionen werden Botaniker:innen aus deren eigenem Netzwerk zur Verfügung gestellt.
Die Daten sind sehr wertvoll für die Rote Liste (Status CR, EN, VU und NT). Auf der Ebene der Fundorte können sie zwar nur negative Trends aufzeigen, aber auf der Ebene der Individuenzahlen an den einzelnen Fundorten können sowohl positive als auch negative Trends erkannt werden.
Das Wiedersuchen einzener Fundorte und die Mission Entdecken dienen dazu, das Vorkommen oder Verschwinden bedrohter oder prioritärer Arten an Fundorten zu klären, die seit langem (seit mehr als 10 Jahren) nicht bestätigt wurden. Auf der Grundlage von historischen, oft ungenauen Angaben, die manchmal mehr als hundert Jahre alt sind, versuchen Botaniker:innen, die Art zu wiederzufinden. Wenn sie die Art wiederfinden, werden sie gebeten, allenfalls nützliche Hinweise für die Planung von Folgemassnahmen anzugeben (z.B. in Bezug auf die Populationsgrösse und die Gefährdungen). Wenn sie die Art nicht finden, müssen sie mindestens eine negative Beobachtung machen und werden gebeten, ihren GPS-Track (ihren "Tracklog") zu teilen, um die durchwanderte Region zu dokumentieren.
Eine gewissen Anzahl von Missionen Entdecken sind im Online-Feldbuch verfügbar und für das Erfassen der Daten kann FlorApp verwendet werden. Darüber hinaus können zusätzliche Missionspakete für (regionale) Botaniker:innen-Communitys zur Verfügung gestellt werden (mit Produktion von Feldblättern und Anzeige der Missionen in FlorApp). Bei kritischen Arten beauftragen einige Kantone Fachleute mit dem Wiedersuchen von Fundorten im Stil einer "Mission Entdecken".
Die Daten sind sehr wertvoll für die Rote Liste (Status CR, EN, VU und NT) und für die Artenförderung.
InfoFlora bietet Missionen Entdecken in der ganzen Schweiz an. Auf Anfrage der Kantone kann InfoFlora bestimmte Arten oder Fundorte hinzufügen und sie entweder dem gesamten Schweizer Botaniker:innen-Netzwerk oder einer lokalen Botaniker:innen-Community zur Verfügung stellen.
Mitmachen bei der Mission Entdecken